Icon EnvelopeFacebook iconIcon LinkedInIcon Youtube
HUESKER Inc.
3701 Arco Corporate Drive
NC 28273 Charlotte
USA
  • Alexiew, Dr.-Ing. D.
  • Thurm, S.

Erste Erdfallüberbrückung mit hochfesten Geogittern in Deutschland: Die Geschichte Derb 180 von 1992 bis 2002

Abstract

An der Bundesstraße B 180 gab es nahe Neckendorf immer wieder Zerstörungen durch Reaktivierung eines Erdfalls. Nach sich wiederholenden Sanierungen durch Verfüllung an der Oberfläche hat man Ende der 80er Jahre beschlossen, die Strecke zu sperren und den Verkehr provisorisch umzuleiten. Ab Anfang der 90er Jahre war diese Situ­ ation wegen der Wichtigkeit der Verkehrsverbindung B 180 nicht mehr tragbar. Es wurde beschlossen, das Problem kon­ struktiv zu lösen. Als optimal erwies sich eine Lösung der Überbrückung des potentiellen Erdfalltrichters mit geosyntheti­ scher Bewehrung. Diese Lösung wurde zum ersten Mal in Deutschland angewendet. Philosophie, Konzept, Bemessung, die Entwicklung einer neuartigen Bewehrung und der Bau werden beschrieben. Im Oktober 2001 hat sich der Erdfall re­ aktiviert. Das Tragsystem hat die Straße über eine Stunde lang mit akzeptablen Verformungen tragen können, danach ist es zum Bruch des Systems gekommen. Der Trichter erreichte einen Durchmesser von mehr als 15m. Das Tragsystem hat besser gehalten, als geplant und er-Wartet. Konzept, Bauverfahren und Materialien haben sich bestätigt. Es handelt sich um den einzigen bekannten Fall des Austestens der Möglichkeiten solcher Systeme durch das "reelle Leben".

Conclusion

Das erste in Deutschland konzipierte, bemessene und ge­ baute Erdfallüberbrückungssystem mit geosynthetischer Bewehrung hat nach der Wiederöffnung des Erdfalls bes­ ser funktioniert als gefordert: es hat einen größeren Erdfall als die Bemessungsvorgabe überbrückt für eine längere Zeit als die Bemessungszeitvorgabe (max. 10 Minuten). Das System ist im Jahre 1993 korrekt und sicher geplant, berechnet und gebaut worden.

Die dem Projekt zu Grunde liegende Philosophie des "duktilen Bruchverhaltens mit Vorwarnung" hat sich bestätigt. Ein flaches nah an der Oberfläche positioniertes Boden-Geogitter-Überbrückungssystem ist machbar und funktioniert bei geeigneter Wahl von Konstruktion und Bewehrung.

Die Überbrückung eines ovalen Trichters mit einer einaxialen Bewehrung ist möglich und funktioniert bei einer geeigneten konstruktiven Durchbildung. (Darüber wurde übrigens Ende der 90er in Deutschland - erstaunlicher­ weise- gestritten). Das weltweit erste Projekt mit einem Aramid-Geogitter (hier mit einer Kurzfestigkeit von 1200 kN/m) hat sich bewährt.

Die Berechnungsmethode nach zur Erdfallüberbrückung ist ausreichend korrekt, mindestens für Fälle einer relativ geringen Überdeckung mit nicht bindigem Boden; das Gleiche gilt für die darin enthaltene "Theorie des bie­ geweichen Membranelementes". Es ist bei Warnanlagen darauf zu achten, dass menschliches Versehen logistisch oder technisch weitestgehend ausgeschaltet wird.

Und: Bei dem beschriebenen Projekt handelt es sich um einen im Bauwesen sehr seltenen Fall des Eintritts des "worst-case-Bemessungsfalls" (ähnlich wie z. B. das "1OOjährige Erdbeben"). Es ist bis heute der einzige uns bekannte Fall, wo ein Erdfallüberbrückungsbauwerk vom "reellen Leben" getestet wurde.